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Vorwort
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Korrekturen
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Geoinformation im Internet
Technologien zur Nutzung raumbezogener Information
im WWW
Vorwort
Wenn man in die einschlägige Literatur zum Thema
Internet-GIS schaut, findet man eine wunderbare Welt von Bibliotheken,
Programmen und Anwendungen, die scheinbar alle möglichen Probleme
der raumbezogenen Informationsverarbeitung im Internet zu lösen
scheinen. Genau genommen ist alles möglich. Als Anwendungsentwickler
hat man jedoch das Problem, die richtige Bibliothek, das richtige Programm
und die richtige Technologie auszuwählen, um die gestellten Anforderungen
lösen zu können. Genau hier setzt dieses Buch an und versucht
einen Überblick über alle Möglichkeiten und Optionen zu
geben. Im Buch stehen nicht die vorhandenen Gesamtlösungen im Vordergrund,
sondern die techni-schen Komponenten, aus denen Systeme zusammengesetzt
sind. Der Leser soll in die Lage versetzt werden, sich für die einzelnen
Teilaufgaben die richtigen Lösungen auswählen zu können.
Viele Wege führen nach Rom. In diesem Buch soll ein Wegenetzplan
dargestellt werden, an dem sich der Leser orientieren kann, um seinen
Weg zu finden.
Die Informationstechnologie entwickelt sich stufenweise. Zur Überwindung
der Stufen sind Killerapplikationen nötig. Was am Anfang noch Programme
für die Tabellenkalkulation waren, die die Einführung der Personal
Computer befördert haben, waren später das Inter-net und die
drahtlose Kommunikationstechnologie. Heute befinden wir uns an einem
neuen Umbruch, dessen Zugpferd Google Earth zu sein scheint. Für
den unbedarften Internet-Nutzer mag Google Maps und Google Earth sowie
die Lösungen der anderen Anbieter wie Local Live von Microsoft oder
Yahoo Maps die Erfindung der Internetkartografie schlecht-hin sein. Dem
ist aber natürlich nicht so. Die Geoinformatikbranche beschäftigt
sich selbst-verständlich schon seit Anbeginn des World Wide Webs
mit Geodaten im Internet. Nur hatte bisher niemand einen solch detaillierten,
weltweit flächendeckenden Datenbestand und diesen sogar noch zur
freien Nutzung zur Verfügung gestellt. Hinzu kommen die brillanten
Geschwindigkeiten, mit der die Daten geladen werden können und die
neuen Technologien, die einfache Navigation anbieten. Durch die Möglichkeiten
der Geocodie-rung von Adressen bekommt das Internet eine neue Dimension:
die Raumdimension. Angesichts der langen Zeit, die das Internet schon
existiert, wurde es auch langsam Zeit. Alle Versuche, raumbezogene Informationen
flächendeckend zu Internetseiten über vorge-gebene Metadatentags
aufzunehmen, schlugen fehl, weil sich kaum einer darum gekümmert
hat. Es fehlte die Killerapplikation, in der man einen Nutzen erkennen
konnte. Früher wurden Karten gerade mal so zur Reiseplanung verwendet
und zur Übersicht. Heute versu-chen alle mit sogenannten Mash-Ups
ihre Fotos, Events, Unternehmensstandorte, 3D-Gebäude und vieles
andere mehr in den für alle zugänglichen Plattformen wie Google
Maps oder Local Live darzustellen. Natürlich ist dies alles sehr
spannend und auch für einge-fleischte Geoinformatiker nicht uninteressant.
Verbunden mit der aufkommenden AJAX-Technik oder dem Web 2.0 macht Program¬mieren
wieder Spaß und Desktop- und Internet-Anwendungen wachsen weiter
zusammen.
GIS und Internet-GIS lassen sich nicht mehr trennen. Fast jedes Desktop-GIS
hat mittler-weile eine Web-Schnittstelle oder bekommt demnächst
eine. Es ist eine Frage der Zeit, wie lange sich die allseits verfügbaren
Browser noch als Umgebung für Internet-GIS halten. Schon heute nutzt
Microsoft ein eigenes Plug-In für die 3D-Darstellung der räumlichen
Inhalte von Local Live und der Unterschied zwischen Google Earth und
Google Maps wird auch immer kleiner. So kann man heute bereits KML-Dateien
in Google Maps laden und diese auch in 3D betrachten. Wohin führt
also der Weg und was können wir von den Großen der Internet-Branche
noch erwarten? Diese Fragen werden vielleicht in späteren Auflagen
beantwortet. Heute haben wir erst einmal einen großen Berg von
Möglichkeiten, die es systematisch aufzuarbeiten gilt, damit wir
nicht vergessen, was alles schon durch die Geoinformatik hervorgebracht
wurde und nicht neu erfunden werden muss. Denn genau diese Gefahr besteht
unserer Meinung nach, wenn sich Nicht-Geoinformatiker mit der Entwicklung
von Internet-GIS-Applikationen beschäftigen. Auch wenn die Zahl
der Mitar-beiter der Geoinformatikbranche gegenüber der neu hinzugekommenen
Fangemeinde der raumbezogenen Datenverarbeitung verschwindend gering
ist, haben sie dennoch eine große Aufgabe in der Zukunft. Sie werden
den Raumbezug in Fachapplikationen einführen und die wertvollen
Geodaten mit Spezialinformationen im Internet verknüpfen und verfügbar
machen. Dabei geht es nicht nur um hübsche Luftbilder mit ein paar
Markern darüber, sondern um komplizierte Vorgänge wie Datenmodellierung,
effiziente Speichertechniken, Konvertierungen, Interoperabilität,
Analyse, Daten- und Zugriffssicherheit, Mehrbenutzer-umgebungen oder
Metadatenmanagement.
Diese Herausforderungen nimmt das Buch ins Visier. Somit ist es für
Einsteiger, GIS-Laien, als auch für Entwickler und Nutzer von Internet-GIS
gedacht. Vielleicht kann dieses Buch ja einen Beitrag dazu leisten, dass
sich der eine oder andere etwas Arbeit sparen kann, indem er auf die
bewährten Methoden und Bibliotheken zurückgreift oder gar mithilft,
diese noch weiter auszubauen und zu verbessern.
In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern Kurzweil mit diesem Buch
und allzeit viel Erfolg beim Web-Mappen.
Rostock, im Juli 2007 Peter Korduan und Marco L. Zehner
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