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Themenrundgang GIS-Normungsgeschehen

Normung

Bedeutung:
auch Standardisierung genannt. Die planmäßigen, unter Beteiligung der jeweils interessierten Kreise durchgeführten Tätigkeiten zur Vereinheitlichung von materiellen und immateriellen Gegenständen zum Nutzen der Allgemeinheit. Sie dient einer sinnvollen Ordnung und einer allgemeinen Information über den Stand der Technik auf den jeweiligen Normungsgebieten. Sie strebt rationelles Arbeiten in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Verwaltung an. Normung wird durch nationale und internationale Organisationen betrieben. Anerkannte Normungsgremien sind DIN, CEN und ISO. In der Normung ist zu unterscheiden zwischen Normen und Technischen Regeln. Während eine Norm eine unverbindliche Empfehlung darstellt, ist die Anwendung Technischer Regeln gesetzlich geregelt und verbindlich.
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Norm

Bedeutung:
1. Ein Brauch oder eine Festlegung zur Ordnung des menschlichen Gemeinschaftslebens.

2. Eine Norm ist das herausgegebene Ergebnis der Normungsarbeit. Es ist eine technische Spezifikation, die von einer anerkannten Normenorganisation zur wiederholten oder ständigen Anwendung angenommen wurde, deren Einhaltung grundsätzlich nicht zwingend vorgeschrieben ist. Ihre Nutzung steht jedermann frei. Es werden unterschieden
- Nationale Normen wie DIN-Norm (D), Önorm (AU), SNV-Norm (CH);
- Europäische Norm CEN;
- Internationale Norm (ISO).
Nach deren Typus werden unterschieden:
- Dienstleistungsnorm
- Gebrauchstauglichkeitsnorm
- Liefernorm
- Maßnorm
- Planungsnorm
- Prüfnorm
- Qualitätsnorm
- Sicherheitsnorm
- Stoffnorm
- Verfahrensnorm
- Verständigungsnorm.
Dabei kann eine Norm aufgrund ihres Inhalts zu mehreren der vorstehend aufgeführten Arten gehören.

3. Der Begriff Norm oder Standard hat sich auch etabliert für gewisse Softwarewerkzeuge, die aufgrund ihrer weiten Verbreitung als Quasinorm bzw. Quasistandard gelten, so z.B. das Betriebssystem Windows von MS.
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Standard

Bedeutung:
Ein Standard ist eine breit akzeptierte und angewandte Regel oder Norm, entweder als offizielle Norm (de-jure-Standard) aus Normungsarbeit hervorgegangen oder als de-facto-Standard (Industrie-Standards, herstellerspezifischen Standards und Empfehlungen) durch seine weite Verbreitung gesetzt.. Ein sogen. Ein Industrie-Standard ist ein nicht-normiertes, herstellerunabhängiges Vorgehen oder Verfahren zur Lösung eines Sachverhaltes, welches sich i.d.R. durch die jahrelange erfolgreiche Umsetzung in der Praxis als richtig erweisen hat. Industriestandard hat über eine einzelne Organisation oder ein Unternehmen hinaus i.d.R. keine Verbindlichkeit. Allerdings haben sich schon einige Industriestandards zum de-facto-Standard entwickelt, z.B. bei Datenformaten das DXF-Format (Autocad, Transfer von CAD-Daten) oder das SQD-Format (SICAD, Transfer von GIS-Daten). Standards erhöhen die Flexibilität, die Funktionalität und Produktivität eines Informationssystems. Sie ermöglichen die Kommunikation zwischen verschiedenen IS.
Der herstellerspezifische Standard unterscheidet sich vom Industrie-Standard dadurch, dass sich hier herstellerspezifische Vorgehen oder Verfahren zur Lösung eines Sachverhaltes in der Praxis bewährt haben.
Die Empfehlung ist die am wenigsten verpflichtende Art der Standardisierung. Weder Hersteller noch Anwender haben sich nach ihr zu richten.
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DIN

Bedeutung:
Deutsches, allgemeines Normungsgremium, das auch Mitglied der ISO ist. Bis 1975 war die Langform 'Deutsche Industrienorm' gültig. Das DIN ist aus dem 1917 gegründeten 'Normalienausschuß für den allgemeinen Maschinenbau' hervorgegangen, aus dem 1926 der DNA (Deutscher Normenausschuß) entstanden war. Ein Verzeichnis der bestehenden Normentitel (nicht die Texte der Normen selbst) kann über das WWW (www.din.de) eingesehen werden. DIN ist ein nichtstaatliches Selbstverwaltungsorgan der deutschen Wirtschaft, welches technisch-wissenschaftliche Dienstleistungen für alle Bürger der BRD leistet. Die Mitarbeit geschieht auf Basis der Freiwilligkeit. DIN besitzt etwa 4300 Arbeitsausschüsse, in denen 34.000 ehrenamtliche Mitarbeiter wirken. Normen werden alle 5 Jahre auf Aktualität geprüft. DIN übernimmt i.d.R. von CEN verabschiedete Normen.
Im Rahmen der DIN-Normungsarbeit werden GI-relevante Themen im Normenausschuss Bauwesen (NABau) im Fachbereich Vermessungswesen; Geoinformation (NA 005-03 FB) in den Arbeitsausschüssen 'Geodäsie', 'Photogrammetrie und Fernerkundung', 'Kartographie und Geoinformation' sowie 'Geodätische Instrumente und Geräte' wahrgenommen. Dabei ist der AA 'Kartographie und Geoinformation' als Spiegelausschuß zu CEN/TC 287 und ISO/TC 211 und der AA 'Geodätische Instrumente und Geräte' in der ISO/TC 172/SC 6 tätig, z.B. zur deutschen Übersetzung verabschiedeter Standards.
Relevante Normen sind z.B.:
- DIN 18709 Begriffe, Kurzzeichen und Formelzeichen im Vermesungswesen
- DIN 18710 Ingenieurvermessung
- DIN EN ISO 19101 - 19146 ISO-Normenfamilie zu Geoinformation
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DIN-Norm

Bedeutung:
sind die von dem DIN herausgegebenen Normen. Eine Auswahlnorm ist eine Norm, die für ein bestimmtes Fachgebiet einen Auszug einer anderen Norm enthält, jedoch ohne sachliche Änderungen oder Zusätze. Eine Übersichtsnorm ist eine Norm, die eine Zusammenstellung aus Festlegungen mehrerer Normen enthält. Ein Norm-Entwurf ist das vorläufig abgeschlossene Ergebnis einer Normungsarbeit, das zur Stellungnahme vorgelegt wird. Die Gültigkeit von Normen beginnt mit dem Zeitpunkt des Erscheinens. Das Erscheinen wird im DIN-Anzeiger angezeigt.
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NABau

Bedeutung:
Im Rahmen der DIN-Normungsarbeit werden GI-relevante Themen in den Arbeitsausschüssen 'Geodäsie', 'Photogrammetrie und Fernerkundung', 'Kartographie und Geoinformation' sowie 'Geodätische Geräte und Instrumente' wahrgenommen, die dem Fachbereich 03 'Vermessungswesen, Geoinformation' im Normenausschuss Bauwesen (NABau) angehören.
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ÖNORM

Bedeutung:
Nationale österreichische Norm. Das Pendant zu deutschen DIN- bzw. Schweizerischen SNV-Normen. Der Fachnormenausschuß 084 'Vermessung und Geoinformation' hat in Österreich verschiedene Normen definiert:
- Die ÖNorm A 2260-Datenschnittstelle für den digitalen Austausch von Geo-Daten vom 1.7.1995 legt den Rahmen für den Austausch strukturierter Geodaten (Semantisch klassifizierter Vektordaten mit Lage- bzw. Raumbezug sowie mit weiteren Attributen) zwischen verschiedenen Nutzern und Systemen auf der Grundlage vereinbarter Regeln hinsichtlich ihrer Struktur und Bedeutung fest. Der Austausch ist von konkreten Systemen, Datenbanken, Anwendungen und Datenschemata unabhängig. Der Schwerpunkt liegt auf punkt-, linien- und flächenhaften Daten aus dem großmaßstäblichen Bereich mit Qualitätsanforderungen, wie sie in der Vermessung, der kommunalen Verwaltung und Leitungsdokumentation üblich sind.
- Die ÖNorm A 2261-1 - Allgemeine Richtlinien und ÖNorm A 2261-2 - Naturbestand (1.3.1997) konkretisiert diese durch Festlegungen eines Objektschlüsselkataloges für den digitalen Austausch von Geodaten zum Naturbestand. Naturbestandsdaten beschreiben in der Natur erkennbare Objekte, die im großmaßstäblichen Bereich zwischen 1:200 und 1:1.000, aber oft auch bis 1:5.000 von Interesse sind. Sie dienen als Grundlage für die Leitungsdokumentation, für die kommunale
Verwaltung, für Planungen und Projektierungen, für die Bauamtsverwaltung und
dergleichen mehr. Sie beinhalten Objektsammlungen von Bauwerken über Gewässer
bis zu topographischen Elementen und leitungsbezogenen Objekten.
- Die ÖNorm A 2261-3 - Leitungskataster stellt ein semantisches Modell für die Leitungsdokumentation dar.
- Im Spätjahr 2002 soll die ÖNorm 2261-5 'Objektschlüsselkatalog für den digitalen Austausch von Geodaten - Grundstückskataster' offiziell verabschiedet werden.

Weitere Normteile zu übergeordneten Inhalten der Raumplanung, Flächenwidmung und Bebauungsplänen sollen folgen. Diese Normen sind beziehbar über das Österreichische Normungsinstitut (ÖN).
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SNV

Bedeutung:
Nationales schweizerisches Normungsgremium. Das Pendant zum deutschen DIN. Hier beschäftigt sich das Technische Komitee 151 mit Fragen zur Normung von Geoinformationen. Weit verbreitet in der Schweiz ist auch die Norm SN 612020: Vermessung und Geoinformation: Datenreferenzmodell GEOBAU, eine AutoCAD-DXF-Norm, bei der die Layerzuordnung normiert ist. Ebenso weit verbreitet ist die Datenbeschreibungssprache INTERLIS (SN 612030).
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Europäische Norm (EN)

Bedeutung:
Vom Europäischen Komitee für Normung oder dem Europäischen Komitee für elektrotechnische Normung gemäß deren gemeinsamen Regeln als Europäische Norm oder Harmonisierungsdokument (HD) angenommene Norm.
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Europäische Vornorm (ENV)

Bedeutung:
ist eine vom CEN verabschiedete Vornorm europäischer Bedeutung.
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CEN-TC 287

Bedeutung:
Technisches Komitee des CEN, welches in vier Arbeitsgruppen seit 1991 Standards zur Geoinformation bearbeitete:
- WG 1 Framework for Standardization in GI
- WG 2 Models and Applications for GI
- WG 3 Geographic Information Transfer
- WG 4 Locational reference systems for GI
und bisher mehrere formal verabschiedete Normentwürfe hervorgebracht hat:
- Reference Model
- Data description - Spatial Schema
- Data description - Quality
- Data description - Metadata
- Data description - Transfer
- Referencing - Position
- Referencing - Geographic Identifiers
- Query and Update
1998 wurde diese als Vornormen verabschiedet. Seitdem ruht die Arbeit in diesem Gremium. Die CEN-Vorarbeiten sind jedoch durch die ISO aufgegriffen worden.
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HD

Bedeutung:
1. Harmonization Document. Bestandteil des Normungsprozesses der CEN, das zur Abstimmung unterschiedlicher Dokumentzustände dient. Schwache Normvereinbarung.

2. High Density. Bezeichnet bei Disketten diejenigen mit doppelter Kapazität aufgrund dichter gepackter Information auf der Diskette.
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WG

Bedeutung:
Begriff für Arbeitsgruppe im Umfeld der Normung.
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TC

Bedeutung:
Arbeitsgruppe im Normungsbereich der CEN bzw. ISO.
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Internationale Norm

Bedeutung:
ISO-Norm.
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ISO

Bedeutung:
1947 gegründete Organisation, die die Normung weltweit koordiniert und Mutterorganisation der meisten nationalen Normungsinstitute ist. Vereint 118 nationale Normungsgremien. Auf europäischer Ebene folgt CEN, auf nationaler Ebene dann DIN.
Mitglieder von ISO sind z.B.:
- ANSI - American National Standards Institute: www.ansi.org. ANSI ist die Standardisierungsorganisation der USA (entspricht dem deutschen DIN).
- BSI - British Standard Institute: www.bsi.org.uk
- DIN - Deutsches Institut für Normung: www.din.de
- SNV - Schweizerische Normenvereinigung: www.snv.ch
- AFNOR - Association Francaise de Normalisation: www.afnor.fr
- NNI - Nederlands Normallisatie-Instituut www.nni.nl
- JISC - Japanese Industrial Standards Committee: www.hike.te.chiba-u.ac.jp/ikeda/JIS

Die Aktivitäten von ISO werden gegliedert in:
- TC - Technical Commitee: z.B. TC97 behandelt Computer and Information Processing
- SC - Subcommittee eines Technical Commitee: z.B: TC97/SC15 behandelt Datenstrukturen und Kennsätze und wird bei der Schweizer Normenvereinigung geführt
- WG - Working Group eines Subcommitee: z.B. TC97/SC15/WG1 behandelt Disketten

Ein ISO Standard durchläuft eine Reihe von teils lange dauernden Zuständen:
-WD: Working Document
- CD: Commitee Document, erstellt von einer Working Group (WG). Bis vor kurzem als DP -- Draft Proposal bezeichnet
- DIS: Draft International Standard, hat Zustimmung des Subcommitee (SC)
- IS: International Standard, hat Zustimmung des Council

Wird nach Fertigstellung eines Standards eine Erweiterung geschaffen, so erhält diese den Zusatz AMD (früher ADD). Neben Standards gibt es noch Technical Reports (TR). Sie kommentieren Standards, haben aber nicht Standardcharakter.

In ca. 2700 TC‘s, Unterkomitees und WG‘s arbeiten Vertreter aus Industrie, Forschung, Verwaltung und Verbraucherorganisationen. ISO finanziert sich zu 70% aus Mitgliedsbeiträgen und zu 30% aus der Vermarktung von Standards. Beschäftigt sich zur Zeit im ISO/TC 211 auch mit Geodaten. Arbeitet dabei seit einiger Zeit auch eng mit OGC zusammen.
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ISO-Norm

Bedeutung:
ist eine internationale Norm.
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ISO/TC 211


Bedeutung:
Auf internationaler Ebene (ISO) arbeitet das TC 211 (Geographic Information/Geomatics) seit 1994 mit 5 Arbeitsausschüssen an der Normung auf dem Gebiet der Geoinformation. TC 211 erarbeitet die ISO-Norm 191xx mit 20 verschiedenen Standards. Derzeit 25 aktive und 12 beobachtende Mitglieder. Seit 1997 auch in engerer Kopplung mit dem Open Geospatial Consortium (OGC).
Arbeitausschüsse existieren zu:
- WG 1 Framework and Reference Model
- WG 2 Geospatial Data Models and Operators
- WG 3 Geospatial Data Administration
- WG 4 Geospatial Services
- WG 5 Profiles and Functional Standards
Viele der erarbeiteten Standards sind inzwischen verabschiedet oder stehen vor der Verabschiedung.
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Open Geospatial Consortium (OGC)

Bedeutung:
Gegründet 1994, umbenannt (ehemals Open GIS Consortium) im Jahre 2004, vereint OGC etwa 130 Mitglieder (GIS-Anbieter, Dienstleister, IT- und DB-Firmen, Datenlieferanten, Universitäten). OGC unterscheidet dabei verschiedene Arten von Mitgliedschaften. OGC definiert seine Aufgaben wie folgt:
Definition einer Technologie, welche einem Anwendungsentwickler und Anwender ermöglicht, jede Art von geocodierten Daten und Geofunktionalität oder -prozess zu nutzen, welcher auf dem Netz verfügbar ist, innerhalb seiner Umgebung und seines jeweiligen individuellen und einzelnen Arbeitsablaufes. Angestrebt wird ein breiter Einsatz interoperabler SW-Komponenten von der Stange (Components of the shelf (COTS)), die vollständige Integration der Geodatenverarbeitung mit der normalen Informationsverarbeitung und der Schritt von Geodaten zu Geoinformationsdiensten.
Hierzu bedient sich OGC sogenannter Technical Committee mit 3 Projektgruppen und etwa 14 Arbeitsthemen (Technical Committees => Working Groups => Special Interest Groups (SIG)). Ziel ist das Aufsetzen auf Standardtechnologie (CORBA, DCOM, JAVA...), die Vorgabe von Spezifikationen/Erweiterungen/Implementationen.
- Open Geodata Model dient der Harmonisierung der Datensicht, so dass Anbieter Schnittstellen bereitstellen können.
- Open GIS Information Community Model soll die Harmonisierung der semantischen Sichten in den Applikationswelten angehen.
- Open GIS Service Architecture stellt grundsätzliche Dienste zur Verarbeitung bereit.
Im August 1997 erschien die erste verabschiedete Spezifikation, die Simple Feature Specification.
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